Müllheim TG

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TG ist das Kürzel für den Kanton Thurgau in der Schweiz. Es wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Müllheimf zu vermeiden.
Müllheim
Wappen von Müllheim
Wappen von Müllheim
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Thurgau Thurgau (TG)
Bezirk: Frauenfeld
Postleitzahl: 8555
BFS-Nr.: 4831 (Politische Gemeinde)
frühere BFS-Nr.: 4832 (Ortsgemeinde)
UN/LOCODE: CH MLL
Koordinaten: 717417 / 273314Koordinaten: 47° 36′ 0″ N, 9° 0′ 0″ O; CH1903: 717417 / 273314
Höhe: 413 m ü. M.
Höhenbereich: 399–520 m ü. M.[1]
Fläche: 8,74 km² (Pol. Gemeinde)[2]
8,01 km² (Ortsgemeinde)[3]
Einwohner: 3306 (31. Dezember 2023)[4]
Einwohnerdichte: 378 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
19,5 % (31. Dezember 2023)[5]
Website: www.muellheim.ch
Evangelische Kirche mit Fachwerkhäusern
Evangelische Kirche mit Fachwerkhäusern

Evangelische Kirche mit Fachwerkhäusern

Lage der Gemeinde
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Karte von Müllheim

Müllheim, schweizerdeutsch Müle,[6] ist eine politische Gemeinde und eine Ortschaft[7] im Bezirk Frauenfeld des Kantons Thurgau in der Schweiz. Die Munizipalgemeinde Müllheim vereinigte sich 1967 mit ihren Ortsgemeinden Müllheim und Langenhart zur Einheitsgemeinde Müllheim.[8]

Evangelische Kirche Müllheim

Müllheim liegt im Thurtal in der Nähe des Autobahndreiecks Grüneck, der Schweizer Autobahn A7 und hat zusammen mit Wigoltingen einen Bahnhof an der Bahnstrecke Winterthur–Romanshorn. Nach Steckborn am Unteren Bodensee im Norden sind es etwa 10 km, Konstanz am Bodensee im Nordosten ist etwa 19 km entfernt. Nachbargemeinden sind Pfyn, Homburg und Hüttlingen im Bezirk Frauenfeld, sowie Wigoltingen im Bezirk Weinfelden.[9]

Katholische Kirche St. Maria von 1967

Die Siedlung am Rand der oft überschwemmten Thurebene dürfte, wie aus ihrem Namen zu schliessen ist, auf die Landnahmezeit unter fränkischer Verwaltung im 8. Jahrhundert zurückgehen.[10] Bereits im 9. Jahrhundert kam das Gemeindegebiet wohl unter die Grundherrschaft des Klosters Reichenau.[11] Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Dorf 1254 als Mulhain. Erwähnung finden die Ministerialen von Müllheim im 13. und 14. Jahrhundert. Die Grafen von Kyburg und ihre Nachfolger, die Habsburg-Neukyburg, übten in Müllheim die Schirmvogtei aus.[8] Am 5. September 1445 brannten die Eidgenossen das Dorf nieder.[11] Die Schirmvogtei wurde 1460 durch die Abtei Reichenau zurückgekauft. Die Abtei und von 1540 bis 1798 ihr Rechtsnachfolger, der Bischof von Konstanz, waren Gerichts- und Grundherren. Eine Offnung datiert aus dem Jahr 1475. Müllheim wählte bis 1798 drei Bürgermeister, nämlich einen Keller-, einen Seckel- und einen Thurmeister. Die Gemeinde hatte das Recht, Bussen und leichte Körperstrafen zu verhängen. 1967 entstand durch die Vereinigung der Ortsgemeinden Müllheim und Langenhart die Einheitsgemeinde Müllheim.[8]

Müllheim im Jahr 1968

Kirchlich war Müllheim zunächst wohl Teil von Pfyn und entstand als Pfarrei beim Bau der Kirche St. Verena um 1340. Zur Pfarrei gehörten Langenhart und bis 1483 auch Hüttlingen. 1528 kam es in Müllheim zur Reformation. 1540 gingen die Kollaturrechte an den Bischof von Konstanz über. 1804 ging die Kollatur an den Kanton Thurgau und 1830 an die Kirchgemeinde. 1607 wurde die katholische Messe wieder eingeführt, und die Kirche St. Verena wurde von da an bis zum Bau der katholischen Kirche St. Maria 1967 als paritätische Simultankirche von beiden Konfessionen genutzt. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts ging der Anteil der Reformierten in Müllheim stark zurück und umfasste an der Wende zum 21. Jahrhundert noch etwa die Hälfte der Bevölkerung.[8]

1800 gestattete die Gemeinde den Auskauf der Weidgangrechte. In Müllheim wurden Acker-, Wein-, Obst-, Flachs- und Hanfbau sowie Forst- und Milchwirtschaft mit einer Käserei betrieben. Müllheim besass Handwerke und Gaststätten sowie zwei Jahrmärkte. Die 1855 eröffnete Bahnstation Müllheim-Wigoltingen begünstigte 1857 die Errichtung der Leinwandfabrik Grüneck. 1979 entstand die Weberei Grüneta AG, die 2004 Konkurs ging. Die 1870 gegründete Werkzeugfabrik Utilis Müllheim wurde 1915 eine Aktiengesellschaft und beschäftigte 2000 40 Mitarbeiter. Weiter gab es u. a. um 1900 Stickereien, 1909 bis 1916 eine Drechslerei und 1906 bis 1909 eine Maschinenfabrik. Seit 1954 fabriziert ein Unternehmen Stahlmöbel, ein anderes rezykliert seit 1991 Industrieabfälle. An den Verkehrsachsen mit Durchgangsverkehr haben Dienstleistungsfirmen das Handwerk abgelöst. Einfamilienhauszonen breiten sich aus und führen zu örtlichen Konflikten bezüglich der Quartierstrassen.[8]

→ siehe auch Abschnitt Geschichte im Artikel Langenhart TG
→ siehe auch Artikel Grüneck TG

Blasonierung: Geteilt von Rot und Weiss mit halbem rotem Mühlerad.[12]

Redendes Wappen in den Farben Rot und Weiss, die an die Abtei Reichenau erinnern, deren Gerichtsherrschaft Müllheim war.[12]

Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Müllheim[13]
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Bevölkerungsentwicklung der einzelnen Gemeinden
1831 1850 1860 1870 1900 1910 1950 1960 1980 1990 2000 2010 2018 2023
Politische Gemeinde[13][14] 2676 2980 3281
Einheitsgemeinde[8] 1541 1888 2398
Munizipalgemeinde[8][13] 873 1144 904 1464 1409 1541 1511
Ortsgemeinde[8] 863 783 1061 821 1397 1343 1486 1475

Von den insgesamt 3281 Einwohnern der Gemeinde Müllheim am 31. Dezember 2023 waren 616 bzw. 18,8 % ausländische Staatsbürger. 1103 (33,6 %) waren evangelisch-reformiert und 718 (21,9 %) römisch-katholisch.[14]

Im Jahr 2016 bot Müllheim 895 Personen Arbeit (umgerechnet auf Vollzeitstellen). Davon waren 5,2 % in der Land- und Forstwirtschaft, 42,3 % in Industrie, Gewerbe und Bau sowie 52,5 % im Dienstleistungssektor tätig.[15]

Persönlichkeiten

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In Müllheim wurde 1810 Johann Wepf, der Komponist des Thurgauerliedes, geboren. Eine Tafel an seinem Geburtshaus erinnert an den verdienten Bürger der Gemeinde. 1881 wurde der Maler Ernest Bolens in Müllheim geboren.

Thomas Bornhauser war von 1851 bis 1856 evangelischer Pfarrer in Müllheim. Sein Grabstein steht an der Südmauer der evangelischen Kirche.[16]

Seit 1998 lebt die aus Ungarn stammende Autorin Zsuzsanna Gahse in Müllheim.[17] In ihrem Buch «durch und durch. Müllheim/Thur in drei Kapiteln» von 2004 würdigt sie das Leben im Dorf an der einst wichtigsten West-Ost-Strassenverbindung der Schweiz «in seiner Gleichförmigkeit, Reproduzierbarkeit, Konsistenz, Tollheit und schönen Verstehbarkeit».[18]

Sehenswürdigkeiten

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Im Ortskern von Müllheim insbesondere rund um die reformierte Kirche existieren zahlreiche gut erhaltene Fachwerkhäuser aus dem 19. Jahrhundert.

Das Dörfchen Grüneck im Thurvorland zwischen Pfyn und Müllheim besteht aus rund 50 Einfamilienhäusern, die die Weberei Grüneck für ihre Arbeiter gebaut hat.[19] Die Webersiedlung Grüneck ist im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz aufgeführt.

  • Alfons Raimann, Peter Erni: Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Thurgau VI. Der Bezirk Steckborn. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 2001 (Kunstdenkmäler der Schweiz Band 98). ISBN 3-906131-02-5.
Commons: Müllheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  2. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  3. Schweizerische Arealstatstik. Abgeschlossen auf 1. Juli 1912. (Memento vom 12. April 2016 im Internet Archive) Herausgegeben vom Eidg. Statistischen Bureau.
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  5. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  6. Müllheim Auf ortsnamen.ch (Online-Datenbank), abgerufen am 15. Februar 2020
  7. Ortschaften und ihre Wohnbevölkerung. Ausgabe 2019. Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (Excel-Tabelle; 0,1 MB), abgerufen am 20. Juni 2022.
  8. a b c d e f g h Erich Trösch: Müllheim. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
    Diese Abschnitte basieren weitgehend auf dem Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz (HLS), der gemäss den Nutzungshinweisen des HLS unter der Lizenz Creative Commons – Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0) steht.
  9. ThurGIS Kartenansicht der Gemeinde Müllheim auf ThurGIS, abgerufen am 3. Oktober 2024
  10. Oskar Bandle: Ortsname und Siedlungsgeschichte. Zur Schichtung der thurgauischen Ortsnamen. In: Eugen Nyffenegger (Hrsg.): Die Siedlungsnamen des Kantons Thurgau: Herkunft und Bedeutung der Namen der Ortschaften, Weiler und Höfe im Kanton Thurgau. Huber, Frauenfeld 2003, S. 101–126.
  11. a b Geschichte. auf der Website der Gemeinde Müllheim, abgerufen am 31. Dezember 2019
  12. a b Gemeindewappen. Auf der Webseite des Staatsarchivs des Kantons Thurgau, abgerufen am 8. Dezember 2019
  13. a b c Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden. Kanton Thurgau, 1850–2000 (Excel-Tabelle; 0,1 MB),
    Wohnbevölkerung – Wohnbevölkerung der Gemeinden 1990, 2000, 2010 und 2011 (PDF; 1,3 MB) und
    Ortschaften und ihre Wohnbevölkerung. Ausgabe 2019 (Excel-Tabelle; 0,1 MB). Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau, abgerufen am 20. Juni 2022.
  14. a b Die Ortschaften des Kantons Thurgau und ihre Wohnbevölkerung. Kanton Thurgau, Dienststelle für Statistik, Frauenfeld, 2024, abgerufen am 25. August 2024.
  15. Thurgau in Zahlen 2019. Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (PDF-Datei; 1,8 MB), abgerufen am 28. April 2020.
  16. Gedenkstätten in Müllheim
  17. Zsuzsanna Gahse erhält den Schweizer Grand Prix Literatur für ihr Gesamtwerk. In: thurgaukultur. 14. Februar 2019, abgerufen am 7. Mai 2023.
  18. Zsuzsanna Gahse: durch und durch. Müllheim/Thur in drei Kapiteln - Perlentaucher. Abgerufen am 7. Mai 2023.
  19. Paul F. Portmann: Die Weberei Grüneck AG. In: Thurgauer Jahrbuch. Band 55 (1980), (archiviert in E-Periodica.ch der ETH-Bibliothek, PDF; 2,2 MB).